Wechselspiel zwischen Ferne und Nähe

Ein Radweg an der Eisenstraße im Ybbstal

Den Fluss entlang führt der 55 Kilometer lange, auf der ehemaligen Trasse der Ybbstalbahn neu gebaute Streckenabschnitt eines Radwegs von Waidhofen an der Ybbs bis nach Lunz am See. Dort geht der Ybbstalradweg in die Ötscherland-Radroute über. Dieser Abschnitt, Herzstück des 107 Kilometer langen Ybbstalradwegs, wartet mit Rastplätzen sowie großartigen Naturschauspielen auf. Seine Fertigstellung wurde am 17. Juni 2017 bei der offiziellen Eröffnung in Opponitz gefeiert.

Alois Graf vom Ziviltechnikerbüro Steinbacher in Hollenstein an der Ybbs ist für die Gestaltung der einladenden Rastplätze verantwortlich. Jeder einzelne davon führt auf unterschiedliche Art die harmonische Verbindung von wilder Naturschönheit und technischer Finesse vor Augen. „Die Rastplätze sind ein wesentlicher Teil der Inszenierung“, erklärt Graf. „Die Frage war: Was möchte ich von der Landschaft zeigen? Wo soll man sich hinsetzen? In die neue Gestaltung wurden bewusst alte Bahnelemente wie Tunnel und Brückenbauwerke integriert.

Ehemalige Wartehäuschen sind jetzt Unterstellplätze bei Unwetter. Mir war es wichtig, dass die Geschichte der Ybbstalbahnstrecke mit ihren Strukturen gut erkennbar bleibt.“ Von Waidhofen an der Ybbs bis Lunz am See erfährt man den schönsten Teil der Radroute. Die Ybbs zeigt sich einmal wild und dann wieder mild und sanft. Von Zeit zu Zeit öffnen sich den Radlern Ausblicke – doch die nächste Wegbiegung lenkt den Blick wieder auf die unmittelbare Umgebung. Ein Wechselspiel zwischen Ferne und Nähe am Rad.

Dann ein schluchtartiger Talabschnitt. „Ofenloch“ heißt dieser Teil zwischen Ybbsitz und Opponitz – ein erstaunliches Naturdenkmal. In früheren Zeiten war es ein beinahe unüberwindbares Hindernis und schirmte alle dahinterliegenden Orte von der restlichen Welt ab. Die Durchquerung der Schlucht wurde erst 1896 mit der Inbetriebnahme der Ybbstalbahn möglich. Wer heute mit dem Fahrrad den Komfort des neu asphaltierten Weges genießt, erlebt nicht nur den Moment, sondern immer auch ein Stück Vergangenheit. Am neuen Radweg strampelt man auch am nostalgischen Ybbsstrandbad in Hollenstein oder am Solebad in Göstling vorbei. Sie sind nur zwei von vielen lockenden Ausflugszielen. Dank des abwechslungsreichen und ebenen Verlaufs ist die Strecke für kurze Erholungsurlaube und Familienausflüge ideal.

Autor: Joshua Köb