{"id":3977,"date":"2017-07-18T16:39:24","date_gmt":"2017-07-18T14:39:24","guid":{"rendered":"https:\/\/www.radtouren.at\/?p=3977"},"modified":"2022-01-19T17:33:11","modified_gmt":"2022-01-19T16:33:11","slug":"die-barockstadt-schaerding","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.radtouren.at\/die-barockstadt-schaerding\/","title":{"rendered":"Wenn H\u00e4user reden k\u00f6nnten"},"content":{"rendered":"
Bettina Berndorfer, Gesch\u00e4ftsf\u00fchrerin des Tourismusverbandes Sch\u00e4rding, gew\u00e4hrt durch ihre Augen Einblick in die barocke Stadt und ihre Besonderheiten. Hier stattet man am\u00a0Innradweg<\/a>, am Tauernradweg <\/a>und am R\u00f6merradweg<\/a>\u00a0dem Mittelalter einen Kurzbesuch ab.<\/em><\/p>\n Wie sch\u00f6n w\u00e4re es, wenn H\u00e4user reden k\u00f6nnten! Ich st\u00fcnde stundenlang beispielsweise am Oberen Stadtplatz von Sch\u00e4rding<\/a>, mit all seinen farbenfrohen, barocken B\u00fcrgerh\u00e4usern und lauschte ihren Geschichten. Das knallrote Haus w\u00fcrde von seinem ersten Besitzer und Erbauer erz\u00e4hlen: Er war dereinst Metzger und hoch angesehen in der Stadt. Und noch etwas wei\u00df das ehrw\u00fcrdige Haus mit dem schwungvollen Giebel ganz genau. Schwer reich war der Herr, sonst w\u00e4re das Geb\u00e4ude nicht so stattlich ausgefallen: vier Stock hoch, sogar ein Erker ziert seine schmucke Fassade mit dem f\u00fcr den Barock so typischen Rundgiebel. Und das m\u00e4chtige Rundtor ist mit teurem Sch\u00e4rdinger Granit gefasst. Das blaue Haus gleich daneben k\u00f6nnte von seiner Vergangenheit als B\u00e4ckerei erz\u00e4hlen. Und das gro\u00dfe, ockergelbe mit den himmelblauen Fensterl\u00e4den, war einst der Stolz eines reichen Sattlers.<\/p>\n Allen H\u00e4usern ist eines gemeinsam: ihre Erbauer waren \u00fcberaus wohlhabend – in ihren Taschen klimperten schwer die Silberlinge. Dies gab der \u201eSilberzeile\u201c, wie die Nord-Ost-Seite des Oberen Stadtplatzes hei\u00dft, ihren Namen. Im sp\u00e4ten Mittelalter residierten hier die reichsten Kaufleute der Stadt. Das historische Stadtbild von Sch\u00e4rding pr\u00e4sentiert sich auch heute noch so lebendig, dass man meint, einen Kurzbesuch direkt ins Mittelalter zu machen. Die alten H\u00e4user \u2013 in der Mehrzahl aus dem Barock \u2013 erstrahlen wie bunte Ostereier im frisch restaurierten Glanz. Die Farbt\u00f6ne der Fassaden stimmen oft immer noch mit den sp\u00e4tmittelalterlichen Zunftfarben \u00fcberein: Rot war Farbe der Metzger, Blau die der B\u00e4cker, Gr\u00fcn waren Wirtsh\u00e4user und Brauereien, Gelb Kasernen und Braun zeigte einen Sattler an.<\/p>\n Wer durch die engen G\u00e4sschen und \u00fcber die farbenfrohen, zumeist dreieckigen Pl\u00e4tze – eine Besonderheit von Sch\u00e4rding – schlendert kann sich leicht den regen Salzhandel, der die Stadt reich werden lie\u00df, vorstellen. Der vermeint, die Kaufleute in ihren mittelalterlichen W\u00e4msern beim aufgeregten Handeln am Ufer des Inn zu sehen, der f\u00fchlt sich ein in die harte Arbeit der Innschiffer, die stets durstig waren und so Anlass f\u00fcr 14 Brauereien gaben. Der h\u00f6rt geradezu das Klappern von Pferdehufen, das Knirschen von Wagenr\u00e4dern oder das Donnern und \u201eBumsen\u201c der rollenden Bierf\u00e4sser in die Keller der Wirtsstuben. So hei\u00dft auch heute noch ein urgem\u00fctlicher Brauerei-Wirtshaus \u201eZur Bums\u2018n\u201c<\/a>.\u00a0Sch\u00e4rding ist stolz auf seine lebhafte gastronomische Szene: auf die gerade mal 5.000 Einwohner kommen nicht weniger als 50 Lokale!<\/p>\n