Traumhafter Traisental-Radweg

Der Fahrradbote am Traisental-Radweg

Mitten in seiner Ausbildung zum Holztechniker an der HTL Mödling gründete „Andy“ Grubner mit Freunden eine Band. Ihr Name: „She and the Junkies“. Sie tourte durch halb Europa. „Irgendwann war dann klar, dass sich das mit dem Bürojob nicht mehr vereinbaren lässt. Ich wusste aber, dass ich nicht ewig in einem Büro sitzen möchte. Vor der nächsten Tour dachte ich, pfeif drauf, und habe gekündigt. Von der Tour bin ich dann mit einem mulmigen Gefühl nach Hause gekommen, weil ich überhaupt keine Idee hatte, was ich jetzt machen soll.“

Zu seinem Glück fand seine Frau Katrin genau den Job, der Andys Leben nun seit drei Jahren prägt: Fahrradkurier. „Ich dachte, das klingt nett. Fahrrad fahren kann ich, und St. Pölten ist zum Glück recht flach. Mit Sport oder Radfahren hatte ich vorher nicht viel am Hut. Die Leidenschaft dafür kam erst mit dem Job.“ Mittlerweile erledigt er gemeinsam mit einem Mitarbeiter klassische Botendienste, hat aber auch regelmäßige Aufträge. Besonders groß ist die Freude bei seinen Kunden, wenn er mit dem blauen Fahrradanhänger des Lokals „supperiör“ unterwegs ist – randvoll mit liebevoll zubereiteten Suppen, die in vielen Mittagspausen schon sehnsüchtig erwartet werden. An die zwanzig Kilometer legt er täglich auf dem Rad zurück: „Das klappt problemlos.

Fahrradfahren in St. Pölten hat sich stark verbessert. Man steckt nur ganz selten im Autoverkehr fest. Ich bin zwar nach wie vor ein begeisterter VW-Bus-Fahrer, aber das meiste erledige ich mittlerweile auch privat mit dem Rad.“ Eine seiner Hauptverkehrsadern bildet ein Teil des Traisental-Radwegs. Er verläuft auf einem Damm entlang der Traisen und ist eine schnelle Nord-Süd-Verbindung durch die Stadt. Also eine Art Fahrrad- Highway in St. Pölten und deutlich angenehmer als jede Autobahn: Immerhin führt er zu den Viehofner Seen. Das beliebte Naherholungsgebiet sorgt im Sommer für Abkühlung und Badevergnügen. Beginnt hier der Magen zu knurren, findet sich in der am Ostufer gelegenen „Seedose“ stets die richtige kulinarische Erfrischung: „Wenn ich in der Gegend etwas zu erledigen habe, versuche ich das gegen Abend zu machen, um den Tag auf der Terrasse ausklingen zu lassen. Wenn ich vor drei Uhr dort bin, gibt es einen Kaffee, nach drei Uhr ein Seidel“, schmunzelt Andreas Grubner.

Der Traisental-Radweg verläuft vom Ursprung der Traisen im Mostviertel bis nach Traismauer. Hier mündet die Traisen in die Donau. Auf den insgesamt 111 Kilometern finden Radsportler, aber auch gemütlich dahinzockelnde Familien ihren Weg. Darum steht er auch weit oben auf Grubners Ausflugsliste. Trotz Job und Familie hat er anstrengende Touren nicht völlig aufgegeben: „Linda, meine Tochter, schläft sich gern aus. Am Wochenende springe ich manchmal schon um sechs aufs Fahrrad und bin wieder zuhause, wenn meine beiden Damen aufstehen. Das macht die Touren zwar hart, ist aber für meine Fitness viel besser als jede Tour mit der Band im Bus.“ Noch immer Rock ’n’ Roll, nur eben im Traisental.

Autor: Werner Sturmberger