Voll die (Käfer)Bohne
Ein Dorf verschreibt sich der Käferbohne
Wer wagt, gewinnt. „Eine Kugel Käferbohneneis bitte!“ Noch ein letzter skeptischer Blick. Wie wird eine Nascherei ausgerechnet aus Bohnen wohl schmecken?!? Und dann ran mit der Zunge. Hmm. Mjam. Oh, ist das aber gut! Ein leicht nussiges Aroma macht sich zart-cremig am Gaumen breit. Der Geschmack erinnert frappant an Maroni.
Die lila-schwarz gescheckte Bohne mundet nicht nur ähnlich wie die Esskastanie, sie ist ebenso vielseitig in der Küche einsetzbar: Sie schmeckt im Salat und in der Suppe, im Eintopf, im Auflauf und als Beilage sowie in Backwerk und als Eis. Die Steirische Käferbohne ist das kulinarische Wahrzeichen von St. Ruprecht an der Raab und gleichzeitig das Leitprodukt der Marktgemeinde, die Etappenort der Weinland Steiermark Radtour ist. Sie steht symbolhaft für hiesige Gaumenfreuden und für den vielfältigen Obst- und Gemüseanbau. Zudem ist die ansässige Firma Steirerkraft / Estyria Naturprodukte mit ihrer Kernothek der größte Käferbohnensaatguthersteller Österreichs. Hier werden so viele Käferbohnen verarbeitet wie sonst nirgendwo in der Steiermark. Die örtlichen Bauern liefern ihre Steirischen Käferbohnen g.U. – seit 24. August 2016 ist die steirische Käferbohne g.U. und somit im EU-Herkunftsschutzregister eingetragen – zur Firma Steirerkraft / Estyria Naturprodukte welche sich ganz der regionalen Kulinarik verschrieben hat. Sie schlägt eine Brücke zwischen traditioneller Landwirtschaft und moderner Produktionstechnik, zwischen überliefertem Küchenwissen und zeitgemäßer Ernährungswissenschaft.
Die Käferbohne ist ein wahrer Globetrotter und stammt ursprünglich aus dem tropischen Mittelamerika. Im 17. Jahrhundert fand sie den Weg nach Europa. Im steirischen Klima fühlte sie sich sofort wohl und man begann, sie in Hausgärten als dekorativen, feuerrot blühenden Sichtschutz zu kultivieren. Erst nach und nach entdeckte man das essbare Potenzial der Früchte, die getrocknet als nicht verderblicher Energielieferant eine sichere und nahrhafte Versorgung über den Winter ermöglichen. So ist die Käferbohne fixer Bestandteil der steirischen Küche. Ihre ernährungsphysiologischen Eigenschaften machen das ehemalige Armeleuteessen heute zum modernen Lebensmittel: Sie ist fettarm, enthält sehr viel hochwertiges Eiweiß, Vitamin B, Folsäure, Eisen und Magnesium. Der hohe Anteil an Ballaststoffen wirkt sich positiv auf die Verdauung aus, langsame Kohlehydrate sorgen für ein längeres Sättigungsgefühl. Wie in ihrer ursprünglichen Heimat wird die Hülsenfrucht als Mischkultur angebaut: Sie darf sich am Mais hochranken, der ihr zudem Schatten spendet.
Im Käferbohnendorf St. Ruprecht an der Raab wird die Bohne von der Gastronomie vielseitig eingesetzt: vom Käferbohnenweckerl, bis hin zur Käferbohnenschokolade, als Eis, in köstlichen Käferbohnenbällchen oder ganz klassisch als Salat. Ja sogar als Namensgeber von sechs Radrundtouren und als Logo der Marktgemeinde dient die Käferbohne!
Autorin: Anita Ericson
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